Beschreibung
Im 19. Jahrhundert stellten die Indianer die überwiegende
Mehrheit der Bevölkerung Perus. Aber der neue Nationalstaat
kannte offiziell – im Gegensatz zum Vizekönigreich – keine
Indianer, sondern nur Bürger. Dementsprechend wurde in der
Historiographie lange Zeit angenommen, die Indianer seien in
Peru erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Thema
der
liberalen Öffentlichkeit geworden. Ulrich Mücke richtet sein
Interesse dagegen auf die Mitte des 19. Jahrhunderts und
zeigt anhand von Zeitungsartikeln, Parlamentsdebatten,
Broschüren und auch belletristischen Texten, daß die
Indianer schon zu dieser Zeit ein zentrales Thema des
liberalen Diskurses waren. Das Bürgertum sah in der
Integration der Indianer den Schlüssel für die Entfaltung
des Nationalstaates, obwohl es gleichzeitig die indianische
Kultur ablehnte. So entstand eine Vielzahl von Projekten,
die aus vermeintlich rückständigen Indianern moderne Bürger
machen sollten. Die Debatten über diese Projekte prägten die
Vorstellungen vom Charakter und der Zukunft des
peruanischen Nationalstaates für viele Jahrzehnte. Sie sind
ein Schlüssel zum Verständnis des peruanischen
Nationalbewußtseins im 19. und 20. Jahrhundert.