Beschreibung
Die interkulturelle Forschung focussiert bisher eher Probleme, wonach das
Zusammentreffen zweier Kulturen grundsätzlich als divergent und in Form
kultureller Zerrissenheit erlebt wird. Die sogenannte
Kulturkonflikthypothese geht von grundlegenden Orientierungs- und
Identitätsschwierigkeiten aus. Die Kultur wird als zentrale und primäre
Dimension betont, und andere persönliche, soziale und ökonomische Faktoren
werden vernachlässigt.
Der Forschungsansatz der Forschungsgruppe ist hingegen ein anderer. Dieser
meint nicht ein “sozialromantisches” Hinwegsehen kulturkritischer
Komponenten. Es wird aber ein Zusammenhang gesehen zwischen einem
“existierenden Kulturkonflikt” und “gesellschaftlicher Anerkennung bzw.
Nichtanerkennung von Kultur”. An dieser Stelle bekommen also die
individuellen Internalisierungsprozesse bezogen auf Kultur und ihre
gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung eine Bedeutung. Weiterhin
werden im mehrkulturellen Kontext Momente der Erweiterung von Lebens- und
Handlungsmöglichkeiten erkannt, die in bisherigen kulturvergleichenden
Zusammenhängen vernachlässigt wurden.
An dieser Stelle soll kein “positives Vorurteil” konstruiert und ein
genereller bikultureller Vorteil unterstellt werden. Vielmehr wird parallel
zur interkulturellen eine bikulturelle Chance akzeptiert.
Prof. Roche ist Sprecher des Instituts für Deutsch als Fremdsprache
der LMU München, assoziierter Professor an der Deutsch-Jordanischen
Hochschule und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesamtes
f³r Migration und Flüchtlinge.