Beschreibung
Religiöse Gemeinwesen sind in ihrem Verhalten und Denken von
geographischen, wirtschaftlichen und politischen Lebensbedingungen
abhängig, die aber umgekehrt vom Handeln, Reden und Glauben, mitunter auch
von den Literaturen dieser Gruppen mitgeprägt werden. Farbige
Beispiele hierfür liefern Populationen und Gruppen am Rande der großen
Siedlungsgebiete.
“Randgruppen” bilden andererseits einen soziologischen Tatbestand. Fast
in jeder Gesellschaft gibt es ethnisch fremde, aber auch endogene Gruppen,
die sich mit dem, was die Gemeinsamkeit der betreffenden Gesellschaft
begründet, nicht oder nur teilweise identifizieren. In vielen Fällen
sondern sie sich ab oder werden von der Gesellschaft ihrerseits
abgesondert.
Der geographische Bereich, in dem sich die hier veröffentlichte
Ringvorlesung bewegt, ist der östliche Mittelmeerraum. Eine durchgehende
Frage betrifft dessen geographische und kulturelle Einheit. Gab es eine
Konvergenz speziell zwischen den ostmediterranen Religionen? Welche
Faktoren wirkten umgekehrt einer solchen Konvergenz entgegen? Welche
Abgrenzungsbestrebungen wurden schließlich gerade durch das Konvergieren
hervorgerufen?
Der vorliegende Band setzt sich zusammen aus Vorträgen, die
bei einer im Wintersemester 1998/1999 veranstalteten Ringvorlesung der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster über diese Fragen gehalten
wurden.
Hans-Peter Müller lehrte Altes Testament und
Religionsgeschichte an der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster.
Folker Siegert ist Direktor des Institutum Judaicum
Delitzschianum Münster.