Beschreibung
Am 19. April 1999, fast auf den Tag genau fünfzig Jahre nach der
Verabschiedung des Grundgesetzes und damit der Gründung der Bundesrepublik
Deutschland sowie zehn Jahre nach dem Fall der Mauer fand die feierliche
Einweihung des neuen Berliner Reichstags statt, der als Sitz des
Bundestages nun wieder Zentrum des politischen Lebens ist. In zahlreichen
Festreden bekräftigten Politiker aller Parteien ihr Festhalten an den
Werten der “alten” Bundesrepublik und betonten, daß der Ortswechsel nach
Berlin keine Etablierung einer “anderen” Republik darstelle – worin ihnen
die (ver)öffentlich(t)e Meinung und weite Teile der “geistigen Elite”
beipflichteten. Diese nach innen wie nach außen signalisierte
Wertschätzung des Systems der alten Bundesrepublik macht deutlich, daß es
anscheinend einen Grundkonsens über die bundesrepublikanische Geschichte
als “Erfolgsgeschichte” gibt.
Drei Studierende der Ruhr-Universität Bochum haben den fünfzigsten
Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik zum Anlaß genommen, dieser
vermeintlichen Erfolgsgeschichte auf den Zahn zu fühlen. Sie organisierten
für das Sommersemester 1999 eine interdisziplinäre Ringveranstaltung, in
der Lehrende aus den verschiedenen Fakultäten zu Wort kamen und in
Kurzvorträgen mit anschließender Diskussion Stellung zu den Kernfragen
deutscher Zeitgeschichte bezogen.
Ziel der Veranstaltung wie auch des Buches sollte sein, einer pauschalen
Antwort auf die Frage nach der “Erfolgsgeschichte” entgegenzuwirken – und
zu zeigen, daß eine Universität als Bestandteil der Gesellschaft sich auch
mit dieser auseinandersetzt und offen für aktuelle Debatten unter
Berücksichtigung ihrer historischen Hintergründe und wissenschaftlichen
Bezüge ist.