Beschreibung
Welchen Einfluss hatten die subjektiven Erfahrungen hauptsächlich aus der
Zeit des Nationalsozialismus und später auch das Wissen um den Holocaust
auf das Wissenschaftsverständnis eines jüdischen Historikers?
Der jüdische
Althistoriker Eugen Täubler (1879 – 1953) ist die personifizierte
Schnittstelle zweier Welten. Seine nationalistische Haltung zum Deutschtum
stand mit seinem Bekenntnis zum Judentum in keinem Widerspruch; auch die
Akzeptanz eines gleichberechtigten Nebeneinanders von Diaspora und
Palästina waren für ihn kein ideologisches Hindernis. Er war mit den
innerjüdischen Diskursen ebenso vertraut wie mit der Methodologie und dem
Wissenschaftsverständnis seiner nichtjüdischen Umwelt.
Täublers Bemühung ging dahin, jüdische Historiographie als Bestandteil der
allgemeinen Geschichtswissenschaft in Deutschland zu integrieren. Große
Hoffnungen setzte er in den Gebrauch von Wissenschaft als Waffe gegen den
Antisemitismus.
Heike Scharbaum untersucht die Verknüpfung von
Lebensgeschichte und wissenschaftlicher Arbeit anhand einer Analyse der
wissenschaftlichen und persönlichen Zeugnisse; letztere werden hier zum
Teil erstmals veröffentlicht.