Beschreibung
Im Kontext der neueren Imperialismusforschung kommt den
Grundzügen und Charakteristika der Beziehungen zwischen
europäischen und überseeischen Gesellschaften eine zentrale Rolle
zu. Die Interaktionen zwischen indigener Bevölkerung und
Vertretern fremder Mächte werden in dem vorliegenden Band am
Beispiel deutscher Kaufleute und Missionare in China am Ende des
neunzehnten Jahrhunderts untersucht. Die Deutschen standen im
beruflichen wie auch im privaten Leben stets in Kontakt mit der sie
umgebenden chinesischen Gesellschaft. Unabhängig von ihren
spezifischen Interessen trafen sie auf eine Gesellschaft, deren soziale
Ordnung und kulturelle Orientierung ihnen fremd war. Im Verlauf
des imperialistischen Vordringens aber musste die deutsche Seite
lernen, dass der Erfolg ihrer Tätigkeit in China davon abhing, ob es
gelang, eine Möglichkeit zu Verhandlungen und Kompromissen mit
der anderen Seite zu finden. Auch auf chinesischer Seite wurde
danach gesucht, den Handlungsspielraum aktiv zu erweitern und
eigene Prioritäten zu setzen. Der Band enthält sechs Studien zu den
Interaktionen zwischen Deutschen und Chinesen, 1890 – 1910, die auf
zugrunde liegende interkulturelle Handlungsmuster hin analysiert
werden und ein neues Konzept zur Analyse interkultureller
Beziehungen entwickeln.
Mechthild Leutner ist Professorin für
Sinologie an der Freien Universität Berlin.