Beschreibung
Ende des 19. Jahrhunderts entstand die evangelische
Sittlichkeitsbewegung. Sie kämpfte gegen “lebensbedrohende Krankheiten”,
die das deutsche Volk in seinem Bestand gefährdeten: Prostitution,
Geschlechtskrankheiten und Geburtenrückgang unterliefen kirchliche
Moralvorstellungen. Die Sittlichkeits-Aktivisten aus dem protestantischen
Milieu beteiligten sich am gesellschaftlichen Diskurs über die “sexuelle
Frage” der Moderne und entwarfen dabei ein Konzept der kontrollierten
Offenheit. Den Frauen – als Opfer und Retterinnen – kam bei der
Sittlichkeitsarbeit besonderes Augenmerk zu. In Abgrenzung zu den
“politisch unmoralischen” Sozialdemokraten und den Ärzten, die sich
ebenfalls mit dem “Wohl des Volkskörpers” befassten, wollte die
Sittlichkeitsbewegung moralische Volksgesundheit nach christlichen Maximen
durchsetzen.