Beschreibung
Martin Luther hat das Verständnis des Jakobusbriefes durch dessen Abwertung als “stroherne Epistel” nachhaltig erschwert. Die Beiträge dieses Bandes sind sich darin einig, dass der Jakobusbrief als Entwurf christlicher Existenz zu rehabilitieren ist. Sie deuten ihn literaturgeschichtlich als Jakobusbrief, der durch Wahl eines “falschen” Namens seinen Ort im Urchristentum bestimmt. Sie untersuchen seine Aussagen über Affekt und Einsicht als eigenständigen Beitrag zum frühchristlichen Menschenbild. Sie stellen sein Ethos sozialgeschichtlich als Höhepunkt neutestamentlicher Ethik dar. Dabei verbinden sie traditionelle historisch-kritische Methoden mit neuen Ansätzen der Pseudepigraphieforschung, der historischen Psychologie und der Sozialgeschichte. Es entsteht so ein relativ einheitliches Bild vom Jakobusbrief: Im Jakobusbrief ist das “Wort der Wahrheit” Grundlage christlichen Lebens und ermöglicht sowohl Selbststeuerung gegenüber den Affekten als auch Selbstbestimmung der Gemeinde durch ihr eigenes Ethos.