Beschreibung
Gustav Siewerths Anthropologie ist theologisch, und sie ist
metaphysisch. Vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, Stärken, Schwächen
und Leerstellen dieses geschlossenen Systementwurfes zu thematisieren
und – wo nötig – deutlich zu kritisieren, um Siewerths Anthropologie anschlussfähig
zu machen an die aktuelle Diskussionslage. Damit ist nicht nur die Frage
angesprochen, wann eine metaphysische Anthropologie zum Stabilisator
sozialer Normierungen und folglich ideologisch wird. Weit prinzipieller geht
es um das Zueinander von Systemdenken und personaler Freiheit, von
philosophischem Begriff und konkreter Lebenswirklichkeit. Nur wenn es
gelingt, das Verhältnis von empirischer und metaphysischer Anthropologie so
auszutarieren, dass beide in ihren Stärken und in ihren Grenzen gesehen
werden, wenn das Bezugsmodell also nicht Negation und Okkupation, sondern
Konkordanz und Korrespondenz lautet, dann kann auch die Anthropologie
eines Gustav Siewerth in ihrem inneren Reichtum wieder neu entdeckt
werden.