Beschreibung
Als der deutsche Bundeskanzler Adenauer und der dänische Ministerpräsident
Hansen im März 1955 die Bonn-Kopenhagener Minderheitenerklärungen
unterzeichneten, schien endlich eine Lösung für die seit über einem
Jahrhundert im deutsch-dänischen Grenzgebiet schwelenden
nationalpolitischen Auseinandersetzungen gefunden zu sein. Dieses
sogenannte “Schleswigsche Modell”, das auf weitreichende Liberalität und
staatliches Entgegenkommen gegenüber den beiden Minderheiten setzt, wird
bis heute gerne als beispielhaft für die Bereinigung von
Minoritätsproblemen bezeichnet. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich jedoch
einige Ungereimtheiten, die diese Bewertung erheblich in Frage stellen und
die eine tiefergehende Betrachtung der gesellschaftspolitischen Umsetzung
der Erklärungen notwendig erscheinen lassen.