Beschreibung
Kaum ein anderer Forschungszweig der modernen Ethnologie hat
in den letzten Jahren so viel Beachtung gefunden wie die
Frage nach den Folgen von Schriftkultur. In diesem
Zusammenhang untersucht die vorliegende Studie den
Stellenwert des Faktors Schrift im Kontext der
Auseinandersetzung einer Gruppe von drei kleinen Königtümern
im Nordwesten Kameruns mit dem kulturellen System des
kolonialen und postkolonialen Staates. Die dabei gewonnenen
Ergebnisse vermitteln neben der konkreten Einsicht in den
Prozeß des sozialen Wandels in einer afrikanischen
Bauerngesellschaft auch wichtigen Aufschluß über die
spezifisch symbolische Wirkung des Mediums Schrift als
Träger von neuen, kulturell fremden Ordnungsmustern. Die Art
und Weise, wie die Wimbum auf diese Muster reagieren und
versuchen, sie in ihre eigene Lebenswelt zu integrieren,
zeigt deutlich die konflikthafte Existenz der traditionellen
Institutionen der Wimbum gegenüber den hegemonialen
Bestrebungen des Kameruner Staates. Die Frage nach der
Geltung von Schrift im lokalen dörflichen Rahmen Kameruns
erweist sich damit auch als anschauliches Beispiel für jene
vielnotierten `Grenzen der Macht’ in den neuen
postkolonialen Staaten Afrikas allgemein.