Beschreibung
Die von marxistisch-leninistischer Seite vorgenommene
Einordnung des Kolonialismus in den gesellschaftlichen
Entwicklungsprozeß stellt einen zentralen, zugleich jedoch
höchst kontrovers diskutierten Aspekt innerhalb des
Gesamtkomplexes “Historischer Materialismus”
(“Formationsgeschichte”) dar. Namentlich die Diskussion um
die historisch-gesellschaftliche Einordnung der
vorkolonialen Phase (“Urgesellschaft”, “asiatische
Produktionsweise” oder “frühfeudale Staaten”?) mündete um
die Wende zu den 1970er Jahren in einen historiographischen
Streit von erheblicher Schärfe. Ausgangsfrage war, ob die
afrikanische Geschichte vor der europäischen Kolonisierung
entsprechend den “Gesetzen” der Weltgeschichte
eigenständig verlaufen ist, welche Rolle dem Kolonialismus
für den weiteren Ablauf der Entwicklung Afrikas zukommt – eine
disruptive, retardierende oder objektiv progressive –
und welche konkreten politisch-taktischen Konsequenzen
gegebenenfalls aus den Ergebnissen der
sog. Feudalismusdiskussion zu ziehen seien. Solchen Fragen
und den bei dem Versuch ihrer Beantwortung zutage tretenden
inneren Widersprüchlichkeiten der DDR-Geschichtsschreibung
geht die Studie von Markus Oberlack nach.