Beschreibung
“Gerechtigkeit statt Gleichheit”, so lautet der
Slogan der islamistischen Frauenbewegung in der Türkei –
antagonistischer Gegenpol des in den vergangenen zehn Jahren
erstarkten Feminismus. Beide Bewegungen tauchten in den 80er
Jahren auf der politischen Bühne der Türkei auf, sind als
Gegenreaktion der Frauen auf den kemalistischen
Modernisierungsmythos der offiziellen Staatsideologie zu
verstehen, die mit dem dritten Militärputsch von 1980 erneut
das politische Leben des verwestlichtesten Staates im Nahen
Osten in zentralisierte Bahnen zu lenken versuchte. Die
vorliegende Untersuchung lokalisiert die verschiedenen
Träger, Interessensgruppen und politischen Spektren um den
Aufstand im Haus der Frauen, verfolgt seine Wurzeln bis zu
den ersten feministischen Bewegungen im untergehenden
Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts.
Die
Entwicklungsgeschichte der türkischen Republik wird in
differenzierter Form präsentiert, von besonderer Bedeutung
ist die Rolle des Islam als populärpolitischem Potential und
Puffer für verfehlte Entwicklungsstrategien, thematisiert
allerdings aus neuer Perspektive: der der Frauen.