`Zwischen den Stühlen‘: A. Paul Weber – Britische Bilder und `Leviathan‘-Reihe

ab 52,90 

Thomas Noll

Studien zum Werk des Künstlers im Dritten Reich

ISBN 978-3-89473-541-4
Band-Nr. 8
Jahr 1993
Seiten 870
Bindung broschiert

Artikelnummer: 978-3-89473-541-4 Kategorie:

Beschreibung

Im Frühjahr 1941 erschienen im nationalsozialistischen
Nibelungen-Verlag die Britischen Bilder von A. Paul Weber.
In einer prachtvollen Buchausgabe beschreibt dieser Zyklus
von 45 Federzeichnungen den Aufstieg der britischen
Weltherrschaft und deren vermeintlich bevorstehenden Fall.
Vor Augen tritt keine auch nur versuchsweise abwägende
Geschichtsbetrachtung, vielmehr absichtsvoll ein einziger
Gesichtspunkt: die sittlich-moralische Schuld britischer
Herrschaft, die in zahlreichen Motiven der Innen- und
Außenpolitik manifest werden soll.
In den folgenden
Kriegsjahren entstand, gleichsam als Ergänzung zu diesen
Arbeiten, eine zweite Folge von Zeichnungen: die Russischen
Bilder oder ‚Leviathan‘-Reihe. Unter einem entsprechenden
Gesichtspunkt sind diese kolorierten Federzeichnungen nun
mit den Zuständen im bolschewistischen Rußland befaßt und
beschreiben den Staat als menschenverschlingenden Moloch.
Den Schlußpunkt der Folge bildet auch hier das Ende der
geschilderten Gewaltherrschaft.
Beide Folgen gehören zu
den künstlerisch bedeutendsten Arbeiten von A. Paul Weber,
zugleich jedoch zu seinen inhaltlich umstrittensten Werken.
Als versteckte Kritik auch in der nationalsozialistischen
Machtpolitik von der einen Seite gedeutet, erscheinen sie
der anderen als opportunistische Propaganda-Machwerke, mit
denen sich der Künstler in den Dienst der herrschenden Macht
gestellt habe. A. Paul Weber erhält bald das Lob eines
unbeugsamen Demokraten und Künstlers im Widerstand, bald
trägt er das Stigma eines feigen Mitläufers und
Sympathisanten der Nationalsozialisten.
Die vorliegende Arbeit sucht in einem Ersten Teil u.a. die
künstlerische Bedeutung beider Bildfolgen zu vermitteln,
ihren inhaltlichen Aufbau, ihre formale Gestaltung, die
Beziehung zwischen beiden Folgen und anderen Arbeiten
Webers, ihre gattungsmäßige Einordnung sowie die Herkunft
verschiedener Bildmotive darzulegen. Im Zweiten Teil richtet
sich der Blick auf die weltanschauliche und künstlerische
Entwicklung A. Paul Webers; verfolgt werden seine Prägung
durch die deutsche Jugendbewegung, seine Auffassung des
Ersten Weltkrieges, seine künstlerischen Arbeiten für die
Zeitschriften der Bündischen Jugend, einzelne Aufträge für
Buchillustrationen, sein Eintritt in den Widerstandskreis um
Ernst Niekisch, seine Mitarbeit an der Zeitschrift
‚Widerstand‘ und seine Inhaftierung 1937. Die Enstehung der
Britischen und Russischen Bilder wird vor allem anhand
zahlreicher Briefe des Künstlers nachgezeichnet, das
Verhältnis sowohl Webers und seiner Freunde als auch der
Öffentlichkeit zu diesen Arbeiten beschrieben, ebenso deren
Beziehung zur nationalsozialistischen Propaganda
offengelegt. Ferner werden Arbeiten Webers gegen einen
dritten Kriegsgegner des Deutschen Reiches, Zeichnungen
gegen Amerika, angeführt. Die Stellung des Künstlers im
Dritten Reich gewinnt angesichts der Veröffentlichungen über
ihn, seiner Ausstellungstätigkeit und besonderen Aufträge
ein deutlicheres Profil.
Ein ausführlicher Katalog der
Britischen und Russischen Bilder bietet eine genaue
inhaltliche Erklärung sämtlicher Motive und deren
geschichtlicher Bezüge.