Pressezeichnung und Öffentlichkeit im Frankreich der Fünften Republik (1958-1990)

ab 30,90 

Karl-Heinz Dammer

Untersuchungen zur Theorie und gesellschaftlichen Funktion der Karikatur

ISBN 978-3-89473-798-0
Band-Nr. 3
Jahr 1994
Seiten 559
Bindung broschiert
Reihe Text und Welt

Artikelnummer: 978-3-89473-798-0 Kategorien: ,

Beschreibung

Diese Arbeit geht in ihrem ersten Teil zwei grundsätzlichen
Fragestellungen nach. Es wird zum einen dargelegt, warum in
der bisherigen Forschung ein nur geringes Interesse an der
theoretischen Vermittlung zwischen der Karikatur als
künstlerischer Darstellungsform und den gesellschaftlichen
und politischen Verhältnissen bestand und wie eine solche
Vermittlung aussehen könnte. Zum anderen wird ein Ansatz zur
methodischen Analyse von Karikaturen vorgestellt, der sich
an Kategorien der Rhetorik orientiert.

Vor diesem theoretischen und methodologischen Hintergrund
analysiert der Hauptteil auf der Basis von ca. 250
Bildinterpretationen, welche unterschiedlichen Funktionen
die Karikatur innerhalb der französischen Öffentlichkeit der
V. Republik wahrnahm und wie sich diese Funktionen aus der
politischen und gesellschaftlichen Entwicklung erklären
lassen. Die thematischen Akzente wurden dabei entsprechend
den von den Zeichnern gewählten Schwerpunkten gesetzt.

Kennzeichnend für das erste Jahrzehnt der V. Republik ist
die Fixierung der Karikatur auf die Person de Gaulles, die
sich zunächst in eher affirmativer „satirischer
Hofmalerei“ manifestierte, dann, im Mai 68, in einer
polemischen Ablehnung des Republikgründers. Die
Studentenrevolte brachte eine neue Generation von Zeichnern
hervor, deren bildsemantische und politische Radikalität die
Karikatur der siebziger Jahre stark prägte und deren auf
grundlegende Gesellschaftskritik zielende Arbeiten sich
deutlich von der traditionellen, weiterhin auf Personen und
politische Ereignisse fixierten Pressezeichnung
unterschieden. Die Karikatur der achtziger Jahre schließlich
ist primär von der Enttäuschung über das Ausbleiben des von
Mitterrand versprochenen „changement“ sowie danach von dem
konsensorientierten Klima der „cohabitation“ geprägt, das
den politischen Zeichnern kaum noch „lohnende“
Zielscheiben liefert. Angesichts dieser Situation und einer
zunehmenden Institutionalisierung der Karikatur erscheint
die gängige Vorstellung vom „Bild als Waffe“ gegenwärtig
veraltet.