Beschreibung
Die Studie stellt zwei zentrale Grundsätze für die
Gestaltung “interkultureller” Beziehungen zwischen
ethnischen Gruppen in Frage: Interkulturelles Lernen ist
keineswegs – wie in Deutschland propagiert – von
vorneherein als positives Konzept zur Überwindung von
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu betrachten.
Ebenso problematisch erscheint es, subkulturelle
Abgrenzungsformen der Minderheiten gegenüber dem Einfluß der
Dominanzkultur in Politik und Erziehungsinstitutionen als
“Hang zur Gettobildung” abzustempeln oder umgekehrt als
einzig erfolgreiche Methode zur Befreiung aus kollektiver
Unterdrückung anzusehen.
Interkulturelles Lernen reduziert sich in Deutschland
– allen idealistischen Vorstellungen aus
Wissenschaft, Pädagogik und Politik zum Trotz – meist auf
“folkloristisch-kulinarische Bereicherung” der
Einheimischen und fördert Anpassung und soziale Ausgrenzung
der “Fremden”.
Vor dem Hintergrund eigener 20jähriger
pädagogischer und sozialwissenschaftlicher Praxis in der
“interkulturellen” Arbeit kommt der Autor zu dem Schluß:
Interkulturelles Lernen und rassistische Politik schließen
sich nicht gegenseitig aus, sondern sind nur zwei Seiten der
gleichen Medaille. Ohne Erhalt der eigenen Sprache und
Selbstorganisation der Einwandererminderheiten findet
gleichberechtigtes interkulturelles Lernen zwischen
Mehrheits- und Minderheitsbevölkerung in emanzipatorischer
Absicht gar keine realen Anknüpfungspunkte mehr.