Beschreibung
Erich Rückleben, 1935 in Naugard (Pommern) geboren. 1945
Flucht und Vertreibung nach Neuenkirchen in
Schleswig-Holstein, lebt seit 1948 in Lingen/Ems. Erste
Buchveröffentlichung 1991, unter dem Titel „Windlichter,
Gedichte“. Einzelveröffentlichung von Gedichten,
Beteiligung mit literarischen Texten, Gedichten, Märchen und
Aphorismen, an einer Aktion des Lingener Kunstvereins.
Teilnahme an einer Ausstellung, Kunstwege, mit mehreren
Aquarellen. Textbeitrag zu einem Rezitationsabend der
Lingener Spielbühne.
Ich sehe in Zukunft keine Wandlung des Menschen, vielmehr
sehe ich nur Scheitern, keine Veränderung des Bewußtseins,
aber dynamische, progressive Zunahme von Kälte und
Entfremdung. In diesem Meer (Mehr) von Entwurzlung und
Verwüstung, gilt es immer wieder wärmende Inseln zu suchen,
Strategien des Überlebens zu finden. Manchmal im Frühjahr,
und die Häufigkeit nimmt zu, wenn ich junge Bäume in meinem
Garten entdecke, will mir scheinen, als seien ihre Samen aus
kranker verwundeter Landschaft, hier in meinen Garten
geflüchtet. Wohin aber werden wir einst flüchten, wenn unser
Lebensraum zerstört, und uns keine rettende Insel mehr
Heimat sein wird.
Erich Rückleben, im Mai 1993
Das Gedicht ist in seiner Entstehung gewollten Bedingungen
unterworfen (meinen), will nicht zur Geschichte werden,
wehrt sich gegen überladene, ausufernde Bilder, verzichtet
kompromißlos auf Nurworte, läßt keine überflüssigen
Wucherungen zu. Reduktion und Projektion auf den Punkt
gebracht, transformiert und verdichtet auf die Formel des
Nochsagbaren bis Assoziation. Die Affinität Intuition und
Denken, ist unverzichtbare Doppelfunktion im Prozeß der
Entstehung meiner Gedichte, ist Sensor und Motor meiner
Arbeit.
Erich Rückleben, im Mai 1993