Schriften

ab 20,90 

Erich Pöppel

Feldpostbriefe aus dem 1. Weltkrieg, Dienststrafverfahren im NS-Deutschland, Gedichte

ISBN 978-3-89781-002-6
Band-Nr.
Jahr 2001
Seiten 408
Bindung broschiert
Reihe AT Edition

Artikelnummer: 978-3-89781-002-6 Kategorie:

Beschreibung

Erich Pöppel wurde 1896 in Berlin als Sohn eines pommerschen
Webers geboren. Nachdem er 1916 seine erste Prüfung für
Volksschullehrer gut bestanden hatte und seine erste
Schultätigkeit begann, wurde er in den Krieg eingezogen. Er
kam erst an die Ost- und später an die Westfront. Den Krieg
hielt er „für die schwerste aller Wunden, die der
menschlichen Kultur je geschlagen wurden“. Er tat seine
Pflicht, beschloß aber „militärisch nicht zu streben“.
Dementsprechend lauten seine Feldpostbriefe an seine zwei
Jahre ältere Schwester. Kurz vor Kriegsende geriet er in
französische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr betätigte
er sich zunächst als Lehrer in einer Gemeinschaftsschule,
dann als Angestellter bei verschiedenen Dienststellen der
Stadt Berlin und schließlich wieder als Lehrer. 1932 wurde
er endgültig amtlich als Lehrer angestellt. Pöppel gehörte
der SPD und dem Bund der religiösen Sozialisten an. 1933,
kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, lernte
er eine alleinstehende geschiedene Jüdin kennen, die einen
Möbelladen besaß. Als sie durch die Nazis unschuldig 13
Wochen lang in „Untersuchungshaft“ genommen wurde, während
ihr Geschäft ruiniert und ihre Wohnung besetzt wurden,
betrachtete Pöppel es als selbstverständlich und als
deutsche Ehrensache „soviel Zivilcourage zu besitzen, eine
vergewaltigte, besitz- und ehrlos gemachte Frau gegen die
Übermacht künstlich gezüchteter Vorurteile und Irrlehren zu
schützen, selbst, wenn man dafür vor die Hunde gehen muß“.
Er setzte sich völlig für diese Frau ein, machte sie zu
seiner Braut und beabsichtigte sie zu heiraten. Durch die
Denunziation eines Kollegen wurde er vom Dienste enthoben
und es wurde ein Disziplinarstrafverfahren gegen ihn
eingeleitet, das mit seiner widerrechtlichen Entlassung
endete. Pöppels mutige Verteidigungsschriften zu diesem
Verfahren, das er kühn als „ein Kulturkuriosum“
bezeichnete, sind eigentlich wahre Anklageschriften gegen
das NS-Regime. Dem Zugriff der Gestapo zuvorkommend, setzte
sich Pöppel mit seiner Braut und ihrem gemeinsamen 4 Monate
alten Kind in die Tschechoslowakei ab. So gut wie mittellos,
wanderten die drei 1938 nach Argentinien aus. In Buenos
Aires konnte Pöppel seine Braut endlich heiraten. In dieser
Stadt betätigte er sich zunächst als Lehrer in deutschen
Schulen und danach als privater Deutschlehrer. Nach Jahren
der Not besserte sich allmählich die finanzielle Lage der
Familie.

Zeit seines Lebens beschäftigte sich Pöppel in
seiner Freizeit sehr viel mit Dichten und altindischer
Philosophie. Er lernte Sanskrit in langem planmäßigem
Selbststudium. Das Ergebnis von Pöppels dichterischem
Schaffen sind mehrere Bände, von denen ein Teil leider
verschollen ist. Eine Auswahl seiner kürzeren Dichtungen
wird hier wiedergegeben. Pöppel fühlte sich „von dem
deutschen Volke geächtet“. Er starb 1959 in Buenos Aires
ohne seine einst so geliebte Heimat jemals wiedergesehen zu
haben.