Beschreibung
Erfahrungen von Frauen und Kindern zeigen eine verwirrende
Doppelgesichtigkeit von Vätern, die lieben und dennoch
gewalttätig sind. Die herkömmliche Vaterforschung spielt
verschiedene Vatertypen gegeneinander aus, wenn es darum
geht, Liebe und Gewalt zuzuordnen. Die herrschaftssichernde
Funktion der Liebe für eine väterlich dominierte
Sozialordnung bleibt dabei ausgeblendet. Diese Untersuchung
geht der Frage nach, wie Vaterliebe und Gewalt als Korrelate
patronomer Herrschaft aufeinander bezogen sind. Als
literatursoziologische Untersuchung entwickelt sie die
Fragestellung am Beispiel der dramatischen Vaterfigur
“Odoardo” in Lessings Emilia Galotti. Der
konzentrierte Blick auf das Vaterproblem erweist sich dabei
als fruchtbar, um Probleme der Lessing-Forschung einer
Lösung näherzubringen.