Beschreibung
Allzu sehr hat sich die Religionssoziologie in den
vergangenen Jahrzehnten auf die Makro- und Mikroebene des
Religionssystems konzentriert – und dabei kirchliche
Sozialformen aus dem Blick verloren.
Diese lassen sich trotz ihrer Komplexität und ihres
singulären Charakters dann soziologisch erfassen, wenn
distinkte Ebenen von Kirchlichkeit anhand divergierender
Handlungsrationalitäten analytisch voneinander getrennt
werden.
Innerhalb des Mehr-Ebenen-Systems Kirche kommt es zu
einer Aktivierung des religiösen Publikums, die mit einer
Ökonomisierung kirchlicher Handlungsrationalitäten und einer
Popularisierung kirchlicher Angebote einhergeht.
Individualisierung und Pluralisierung stellen dabei nicht
nur Entkirchlichungsprozesse dar, sondern gleichzeitig
Prozesse innerkirchlicher Transformation. Trotz ihres
Wandels behalten kirchliche Sozialformen ihre hohe Bedeutung
für die Evidenzsicherung eines zunehmend kontingenten
Glaubens.
Dr. Patrick Heiser ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Soziologie der FernUniversität
in Hagen.