Beschreibung
Wer betreibt heute noch Politik? Und was ist das? Ein
Theaterstück für Bürger, die als hilflose Zuschauer das
Geschehen auf der Bühne betrachten? Während auf der
Vorderbühne politische Konflikte medial inszeniert werden
und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, findet hinter der
Bühne die Realpolitik statt: in Ausschüssen und
Hinterzimmern. Aber ohne den Bürger. Ist Politik also nur
noch Inszenierung von politischem Handeln? Oder ist
Inszenierung gar nicht das Problem? Ist sie nicht sogar
notwendig, um mit politischen Botschaften die heute
geltenden Aufmerksamkeitsbeschränkungen zu überwinden? Die
Politische Kommunikation hat sich stark professionalisiert.
Sie steht an der Schwelle zum Politischen Marketing. Das
provoziert neue Fragen: Ist Politik ein Programm, das im
politischen System entwickelt wird und mit den Mitteln der
Kommunikation lediglich “umgesetzt” werden muss? Oder ist
Politik ein Produkt wie jedes andere, das man in einem
gesättigten Markt möglichst punktgenau an den Erwartungen
der potenziellen Zielgruppe auszurichten hat? Wird sie
unabhängig von einem Politikmarkt gestaltet und muss dann
vorsichtig auf Marktgängigkeit getestet werden? Falls ja,
wer bestimmt dann, was marktgängig ist und was nicht?
Politik nach Drehbuch setzt auf die Praktikerperspektive.
Denn: Die Praxis ist häufig wesentlich weiter, als es sich
die Theorie einzugestehen wagt. Umgekehrt kann die Praxis
vom reflexiven Moment der Theorie profitieren. Dieser
Blickwechsel ist konstitutiv für den vorliegenden Band. Denn
Praktiker – Berater, Pressesprecher, Wahlkämpfer und
Journalisten – sind hier zur Theoriebildung angehalten. Die
Beiträge liefern Bausteine für eine Theorie des
professionellen Handelns für Politische Kommunikation und
Politisches Marketing.
Lars Rademacher, M.A., ist Leiter Kommunikation und
Unternehmensbeziehungen des Science Centers phaeno in
Wolfsburg und Research Fellow am Deutschen Institut für
Public Affairs, Potsdam/Berlin.