Beschreibung
Spätestens mit der Osterweiterung der EU hat “Europäisierung” wieder Konjunktur. Die
neue Verwendung als “Angleichung an die EU” verkürzt jedoch den seit dem 19. Jh.
gebräuchlichen Begriff, der besonders in Südosteuropa erhebliche gesellschaftliche
Dynamik ausgelöst hat und bis heute die Beziehung zwischen dem “eigentlichen Europa”
und seiner südöstlichen Peripherie bestimmt.
Für Bulgarien, das durch sein doppeltes Erbe von osmanischer Herrschaft und Sozialismus
von “Europa” entfremdet wurde, ist die EU-Integration nicht zuletzt auch ein Anknüpfen
an die historische Europäisierung. Die hier vereinigten Beiträge folgen dem Blick der
Bulgaren des 19. und frühen 20. Jh.s auf das ihnen noch “fremde Europa”, das sie aus dem
Gefühl eigener Zurückgebliebenheit bewunderten und zugleich fürchteten. Am Beispiel
verschiedener Bereiche der städtischen Kultur behandeln die Beiträge Aspekte der
Europäisierung und analysieren die ambivalenten Bilder “Europas” sowie die mit ihnen
einhergehenden pro- und antieuropäischen Diskurse. Es sind Bilder und Diskurse, die, wie
die politische Entwicklung zeigt, wieder aktuell sind.
ueberdenautorProf. Dr. Dr. h.c. Klaus Roth, emeritierter Professor
f³r Volkskunde/Europõische Ethnologie der Ludwig-Maximilians-Universitõt
M³nchen. Schwerpunkt in der Forschung ist S³dosteuropa.