Beschreibung
Als Genrebilder pflegt man realistisch wirkende
Darstellungen aus dem Alltag mit anonymen Figuren
zu bezeichnen. Sie gelten neben den
Landschaftsgemälden als die wichtigsten und
besonders charakteristischen Beiträge der
Niederländer zur Malerei des
17. Jahrhunderts.
Der Begriff des Genrebildes ist
keineswegs unproblematisch. Die so bezeichnete
Bildgattung läßt sich, wie ein Blick über die in
diesem Katalog vorgestellten 60 Gemälde zeigt, weder
auf Alltagsszenen noch auf realistische
Darstellungen reduzieren, und eine Definition
fällt durchaus nicht leicht.
Die Niederländer des 17. Jahrhunderts hatten
selbst noch keinen zusammenfassenden Namen dafür.
Das Wort “Genre” selbst wird erst durch Denis
Diderot im späteren 18. Jahrhundert in die
kunstkritische Terminologie eingeführt.
Heute sieht man, daß sich die persönliche
Beobachtungs- und Einfühlungsgabe der
niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts
vielfach von überlieferten Themen und
Bildtraditionen und von Stereotypen und Klischees
leiten ließen.
Die Künstler selbst waren spezialisierte
Fachleute, die ihrem Publikum auf einem hoch
entwickelten Markt begegneten. Der Stil eines
Gemäldes läßt sich nicht nur als
“Ausdrucksform”, sondern mindestens ebenso als
Markenzeichen des Malers, als arbeitsökonomische
Methode, Qualitätsmerkmal und Preisfaktor
begreifen.
Der Käufer eines Genrebildes suchte in bestimmten
Preisklassen ein Stück “Mobiliar” zum Schmuck
seines Hauses und hoffte damit zugleich ein
aussichtsreiches oder wenigstens wertbeständiges
Anlageobjekt zu erwerben.
Genrebilder waren relativ teuer und nicht für
jeden erschwinglich.
Die
niederländische Genremalerei des 17. Jahrhunderts
erscheint geradezu als ein
besonderes Medium, durch das die Niederländer des
17. Jahrhunderts sich ausgewählte Aspekte ihrer
Welt vor Augen führen ließen, um sich zu ihrem
großen Vergnügen selbst darin zu betrachten und zu
prüfen.