Aufklärungswissenschaft oder Instrument nationalsozialistischer Ideologie?

ab 19,90 

Petra Liebwerth

Zum ideologischen Standort religionssoziologischer Theoretiker zwischen 1933 und 1945

ISBN 978-3-8258-2578-7
Band-Nr. 6
Jahr 1996
Seiten 255
Bindung broschiert
Reihe Beiträge zur Geschichte der Sozialpädagogik

Artikelnummer: 978-3-8258-2578-7 Kategorien: ,

Beschreibung

Bei der Etablierung ihrer Terrorherrschaft bedienten sich die
nationalsozialistischen Ideologen reichlich aus dem Fundus religiöser
Wertbegriffe und Traditionen. Hinter Hitlers verworrener und scheinbar
ungeplanter Religionspolitik verbarg sich eine gezielte Taktik, die sich
den Sinnverlust der 20er Jahre zunutze machte, indem sie die
Transzendenzfähigkeit des Einzelnen an dessen Bereitschaft zur
Aufopferung für einen hypostasierten Staats- und Führerleviathan band.
Eine nationalsozialismusfreundliche Religionssoziologie unterstützte den
Aufbau dieser Schein-Transzendenz totalitärer Machart, indem sie
traditionell christliche Begriffe im Sinne der
nationalsozialistischen Ideologie umdeutete. So markiert das „Dritte
Reich“ das `Ende der Unschuld‘
auch für die Religionssoziologie. Im Gegenzug dazu führte jedoch
die – allen Widrigkeiten zum Trotz –
dennoch auch in Deutschland geführte Auseinandersetzung mit derartigen
Versuchen zu einer Renaissance des ursprünglich
emanzipatorisch-aufklärerischen Auftrages der Soziologie. In bewußter
Auseinandersetzung mit der totalitären Scheinreligion wird die
gesellschaftstranszendierende Potenz christlicher Ideologiekritik
herausgearbeitet. Hier findet sich ein Arbeitsgebiet, auf dem Theologie
und Soziologie im Diskurs einen Beitrag zu der gegenwärtig immer
virulenter werdenden Transzendenzproblematik unserer Gesellschaft
leisten können.


Die Autorin wurde am 14. Februar 1958 in Marl geboren
und studierte Soziologie, evangelische Theologie und
Erziehungswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in
Münster.