Beschreibung
Angesichts der konfliktträchtigen Auslegungsgeschichte der gemeinsamen
Hebräischen Bibel durch Juden und Christen, die noch ihre Wirkung im
Nachhall des säkular-nationalistischen Judenhasses gefunden hat, standen
beim Berliner Symposion vor allem folgende Fragen im Raum: Lesen Juden und
Christen wirklich dieselbe Bibel? Gestattet das Verbot, sich von Gott –
aber auch vom Menschen und vom Sinn der Geschichte – ein Bild zu machen,
überhaupt eine theologisch-philosophische Rede über Gott? Aber wie ist
ohne sie im Ernst eine Rede zu Gott, im persönlichen Gebet wie in der
Liturgie verantwortbar? Verstärken nicht zusätzlich der wissenschaftliche
Diskurs seit der Aufklärung sowie die Konfrontation mit den Weltreligionen
die Notwendigkeit einer intellektuell redlichen Vergewisserung, was
Gottrede in Wahrheit meine? Wie ist mit dem Paradox umzugehen, daß
Juden und Christen so wenig darüber sagen können, wer Gott ist, wohl aber
so klar und eindeutig, was sein Wille sei: das unabdingbare Gebot der
Liebe? Von welchen existentiellen Erfahrungen in den Tiefenschichten des
säkularen Menschen und unserer gottvergessenen Zeit kann die Gottrede so
ihren Ausgang nehmen, daß sie über den “Zirkel der Eingeweihten” hinaus
verstehbar und wirksam wird?