Beschreibung
Der vorliegende Bd. 1 ist durch drei Schwerpunkte charakterisiert.
Zunächst geht es ihm um die Rekonstruktion der historischen Wurzeln der
modernen Utopie in der antiken und mittelalterlichen Welt. Dabei zielt das
ihm zugrundeliegende Erkenntnisinteresse darauf ab, auf dieser
historischen Folie trotz gemeinsamer Schnittmengen das unverwechselbare
Profil der modernen Utopie in der Nachfolge der Utopia des
Thomas Morus herauszuarbeiten. Der zweite Schwerpunkt ist der Diskussion
der klassischen Utopien der Renaissance und der Reformation im
biographischen Kontext ihrer Autoren (Morus, Campanella, Andreae, Bacon
und Winstanley) gewidmet, und zwar als Antwort auf die Fehlentwicklungen
ihrer eigenen Herkunftsgesellschaft. Der dritte Schwerpunkt schließlich
trägt der Tatsache Rechnung, daß unterhalb der Klassiker-Ebene auch Texte
entstanden sind, die zwar nicht allen Kriterien utopischen Denkens
genügen, aber gleichwohl für dessen Vernetzung mit nicht-utopischen
Denkmustern zentral gewesen sind: Sie reichen vom Architekturtraktat
Filaretes über die frühe Utopia-Rezeption der Humanisten (Buslidius,
Budaeus), Eberlins “Wolfaria” und Rabelais’ “Abtei Thelema” bis hin zu
Stiblins eudaimonensischen Staat, Montaignes Idealisierung des “Edlen
Wilden” sowie den Jesuitenstaat in Paraguay.
Richard Saage ist Professor i.R. für
Politikwissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg und ordentliches
Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.