Beschreibung
Die christlichen Konfessionen haben mit den Weltreligionen
wenig gemeinsame Schnittmengen. Untereinander teilen sie jedoch eine
gemeinsame biblisch verwurzelte Glaubenssprache, die in
historisch gewachsener Komplexität durch semiotische
Subsysteme differenziert ist. Ihre Frömmigkeitstypen,
Rechtssysteme, Gottesdienste und Lebensgestaltung haben
soziale Realität und sind nur teilweise durch die virtuelle
Realität theologischer Lehren gesteuert.
Kann zukünftige ökumenische Theologie – im Gegenzug zum
bewährten Vorgehen der gelehrten westlichen Theologie – vom
Ganzen auf die Teilsysteme hin argumentieren? Neuere
Komplexitätsforschung bietet vielleicht Muster für solches
Vorgehen an. Vertrauen in den Christus praesens in
den unterschiedlichen sozialen und semiotischen Teilsystemen
brächte eine geistliche Dimension in ökumenisch
verantwortete argumentative Theologie.
Dietrich Ritschl, geb. 1929 in Basel, 1952
Gemeindepfarrer in Schottland und später in den USA, lehrte
dort Patristik und systematische Theologie, zuletzt am Union
Seminary in New York; 1970 Universität Mainz, 1983-99
Direktor des Oekumenischen Instituts in Heidelberg;
Gastprofessor 1991-92 an der Päpstlichen Universität
Gregoriana in Rom; 1970-2001 alle drei Jahre Gastsemester in
Melbourne, Australien.