Rechtslinguistik

Recht ist in unserer Lebensform sprachlich konstituiert.
Dies manifestiert sich vorderhand in fachspezifischen
Sprach- und Textformen, Problemen der Verständlichkeit und
Teilhabe, in den Schwierigkeiten des Zugangs zu fremden
Sprach- und Rechtskulturen oder im Streit um die
angemessene Auslegung. Die Rechtsanwendung vollzieht sich
in
institutionell geprägten kommunikativen Prozessen. Sie
sind an alltägliche Muster sprachlichen Handelns,
kulturelle
Zeichenrepertoires und Wissensformen angeschlossen,
überformen und transformieren sie in eine Wirklichkeit
eigener Art. Der Vielfalt und Komplexität dieser Prozesse
ist mit disziplinärem Eigensinn, dogmatischen
Idealisierungen oder Betrachtungen aus dem Lehnstuhl nicht
beizukommen.

Das neue Interesse an der Authentizität des Alltags hat
eine
breite Dokumentation (Tonaufzeichnungen, Transkriptionen,
Textkorpora) erzeugt und zu reflektierten Analysen
unterschiedlicher Handlungsfelder geführt. Die Ergebnisse
weisen über bloße Verfremdung des Immer-Schon-Gewußten
hinaus und lassen die kommunikativen Grundlagen rechtlicher
Praxis erkennen. Sie eröffnen erhellende Ausblicke auf
andere Bereiche: ärztliches Fragen, psychoanalytisches
Deuten, wissenschaftliches Argumentieren.

Die Fortschritte der Diskussion sind ohne interdisziplinäre
Kooperation nicht denkbar. Für den Dialog zwischen den
Wissenschaftsdisziplinen und Forschungsrichtungen, die
Sprache und Recht, mündliches und schriftliches Handeln in
Institutionen des Rechts, forensische Äußerungen wie
juristisches Argumentieren, Gesetze, Erlasse, Formulare,
Akten als Textformen thematisieren, will diese Reihe ein
Forum bieten.

Herausgegeben von: Prof. Dr. Claire Kramsch, Prof. Dr. Claus Luttermann, Prof. Dr. Karin Luttermann

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