Beschreibung
Die vorliegende Untersuchung weckt die Historiographie des
lebenslangen Lernens aus ihrem Dornröschenschlaf. Sie markiert
mit der Reformation durch Martin Luther den exakten
geistesgeschichtlichen Punkt, an dem jenes Bildungsideal
erstmals sowohl terminologisch als auch konzeptuell
anzutreffen ist. Ein strenges Begriffsverständnis zu Grunde
legend, wird Luthers ontologisch dynamische theologia crucis
ihrem spekulativen Feindbild – der scholastischen “Theologie
des auslernenden Müßiggangs” – gegenübergestellt. Als Ergebnis
dieser akademischen Konfrontation tritt ab 1522 die Forderung
nach dem discere per totam vitam zu Tage. Der evangelische
Christ erreicht kein telos, er lernt und muss Schüler bleiben
bis in alle Ewigkeit.